Freitag, 31. Juli 2009

Seien Sie flexibel, erwarten Sie nichts und hören Sie auf zu nerven

Warum Kind und Kegel so ungemein über das zukünftige Lehrerdasein entscheiden....




Drei Bewerbungen in verschiedenen Bundesländern laufen. Mein Durchschnitt zeigt leider keine eins vor dem Komma, sondern hat sich auf eine fette 2, 0 eingepegelt. Ich finde das immer noch beachtenswert, wenn ich bedenke, dass mich stets das Gefühl beschleicht, in fünf Jahren Studium fast nichts gelernt zu haben, was mir später nützlich sein könnte.


Die erste Bewerbung habe ich bereits im August abgeschickt, doch es gilt sich bis Ende Februar zu gedulden. Bis dahin hört man es wieder überall schallen: Lehrer werden gesucht. Das Land braucht neue Lehrer. Na Prima, hier bin ich: stellt mich ein. Weil mich die Unruhe packt, rufe ich das eine oder andere mal beim Kultusministerium an. Man kann mir nichts sagen, fragt mich aber des Öfteren vorsichtig nach meinem Schnitt. Und ob ich verheiratet sei. Und ob ich Kinder hätte. Verwirrt schüttelte ich jedes Mal am anderen Ende der Leitung den Kopf. Ich bin doch erst Mitte 20. Ist es normal, dann schon Kinder zu haben? Ist das ein Einstellungskriterium?

Man halte sich fest, es ist ein Kriterium und auch kein kleines. Dafür, für Umstände, die irgendwie vollkommen wahllos dem Zufall überlassen sind und auch nichts über die berufliche Qualifikationen aussagen, gibt es so genannte Sozialpunkte. Die entscheiden zusätzlich zu den Notenpunkten, ob man eingestellt oder abgelehnt wird. Klasse Kriterium, ich weiß gar nicht warum man in der freien Wirtschaf nicht zuerst die Leute einstellt, die gebunden und unflexibel sind. Wäre auf jeden Fall mal eine schöne Zeitungsente zum ersten April.

Ich bekomme zwei Ablehnungen. Die dritte folgt ein paar Wochen später. Ich kann es nicht fassen. Fünf Jahre hat man ans Bein gebunden, sich durch die Prüfungen gequält um dann gesagt zu bekommen: In unsrem Bundesland ist kein Platz für Sie.
Neue Lehrer braucht das Land?! Wahrscheinlich. Was das Land auf jeden Fall nicht braucht, sind neue Referendare, soviel ist schon mal klar. Mir wird von einigen Seiten angeraten, das nächste Mal in einem Bundesland zu studieren, das den Fortlauf meines Bildungsganges gewährleisten kann. Stimmt, diesen Umstand hätte ich antizipieren können, ich Nuss!


Das Leben macht an dieser Stelle leider keine Pause, an der man ganz lange in sich hineinweinen und an sich selbst zweifeln kann. Das Leben macht einfach weiter. Und phantastische vier Wochen später habe ich eine Nachrückerzusage. Die sagt mir zwar auf die eine Art und Weise: Du Loser bist nachgerückt, aber auf die andere Art und Weise verkündet sie nun, dass der Abschnitt meines Lebens anbricht, auf den ich mich schon immer gefreut habe, den ich bei aller Plagerei im Studium nie aus den Augen verloren habe: Das Lehrerdasein!

Mittwoch, 29. Juli 2009

This is it - And it is big.

Ich bin kein fanatischer Michael Jackson Fan, habe ihn aber stets für eine faszinierende Persönlichkeit und einen der ganz Großen im Showbiz gehalten. Ich halte zu Teilen wenig von alle dem, was man ihm vorwirft - es bleibt nach wie vor für jeden Außenstehenden schwer, sich ein objektives Bild zu machen.

Am 07.07.2009 wurde der Jackson Memorial Service in Berlin in der O2 Arena übertragen - Kostenloser Eintritt, Trauer für die Massen. Wenn jemand wie der King of Pop ( oder der König Einsam , wie der Spiegel titelt) ablebt, darf man die Trauer auch in großem Maße teilen und nicht nur im stillen Kämmerlein zelebrieren, beschließe ich.

Der Ansturm auf die Arena hielt sich in Grenzen. Fans, die etwas in die zahlreichen Kameras singen oder sagen. Fans, die sich längst mit Pommes und Cola ausgerüstet haben. Die Halle ist bei meiner Ankunft um 18.15 Uhr erstaunlich ( oder sollte ich sagen: erschreckend) leer. Auf dem weißen, digitalen Banner finden sich liebevolle, gedenkende Worte wie : Moonwalk forever oder His music will live forever. Der Scheinwerfer strahlt einen Strauß Blumen und eine weiße Kerze unter den Bildschirmen an, auf denen die Zuschauer alles verfolgen können.

Man spielt einige große Hits des King of Pop - fühlt sich an wie ein großes Hörkonzert. Für mich eine neue Erfahrung, kollektives Musikhören in einer kreisrunden Halle. Nur der singende Protagonist auf der Bühne fehlt.

Gegen 18.30 Uhr füllt sich die Halle etwas. Ich komme nicht umhin mich zu fragen, ob es sich bei dieser Veranstaltung tatsächlich um eine Gedenkfeier für Michael jackson handelt, oder ob doch die meisten hineiströmen um die viel besprochende O2 Halle einmal zu sehen.

Es ist faszinierend, dass die Menschen nach den eingespielten Song applaudieren, als wäre ER noch da. Zwischendurch kommentieren zwei Moderatoren von Radio 1 die Veranstaltung. Sie befragen einige Fans nach dem Grund ihres Kommens. Ansich eine grundsolide Frage. Im Stillen frage ich mich natürlich, was die anderen Menschen hier wirklich herbewegt hat. Nach manchen Antworten weiß ich aber tatsächlich nicht mehr, ob ich lachen oder weinen soll.

Da steht beispielsweise der A. Schon wieder hat er Tränen in den Augen. Immerhin besaß er Karten für das erste Konzert der This is it Tour in London. Bei A. gehörte Michael jackson ganz selbstverständlich zur Familie. (Ob Michael davon wusste?) Deswegen vermisst er ihn schrecklich. Deswegen weint A.

Ein anderer Fan verkündet, es sei zu Jackos Geburtstag ein großes Get-Together von Fans an diversen Orten Deutschlands geplant. Das Interesse von Fernsehen und Rundfunk sei groß. Wir warten gespannt, was aus der Aktion wird. Die entsprechende Homepage: www.mj-revival.de

Der Memorial Service hat mit dem Gospelsong Soon we are going to see the king einen sehr gelungenden Auftakt. Die Massen in der Halle schweigen - doch ein bisschen Ergriffenheit neben der Volksfeststimmung...

Ohne jeden ersichtlichen Anlass gibt es dann an der Seite unseres Ranges ein kleines Blitzlichtgewitter. Mein Gott, denke ich. Mehr fällt mir nicht ein. Da steht die viel besprochene, der heutigen Generation nur noch aus POPSTARS bekannte, Nina Hagen. Eigentlich wollten ich und mein Nebenmann Mitte 50, der auch allein kam, doch nun die Show sehen. Nina Hagen plaudert noch ein bisschen mit den Reportern und lässt sich, während sie im Sekundetakt ihre Haare richtet, von zahlreichen tuschelnden Fans anstarren. Zu meiner Freude kommen sie und ihr Begleiter auch irgendwann auf die Idee sich zu setzen. Nina Hagen (ist sie nun eigentlich ein Star erster oder zweiter oder gar dritter Liga?) sitzt zwei Reihen vor mir. Das Gute daran ist: Nun habe ich zwei Filme, die gleichzeitig ablaufen. Auf den Bildschirmen die Trauerfeier, in den Reihen vor mir Nina Hagen, die jedes Lied, jede Rede kommentiert, dabei ihre Haare richtet, eine Träne vergießt und doch vollkommen bei der Sache zu sein scheint.

Die Show in der Halle erreicht eigentlich schon nach 15 Minuten für mich ihren Höhepunkt. Ab da leert sich nämlich die Halle. Es entfernen sich all jene currywurstessenden, schaulustigen Menschen, die der Englisch Sprache nicht oder eben nicht wirklich mächtig sind (nie waren, nie sein werden - man weiß es nicht) und sich nun eindeutig daran stören, dass die Übertragung nicht synchronisiert wird. Tja, hab ja immer gesagt: In Englisch aufpassen ist das A und O. Aber auf mich hört ja keiner.

Zum Ende der Trauerfeier wird auf unserem Rang viel gewunken, gesungen und getanzt. Nina Hagen allen voran. Und wenn sie sich nicht schämt, dann tun wir das auch nicht. Ich bin schon ergriffen. Die letzten Minuten stehen wir da - Die Nina, ich, ein paar Mädels vor mir, die nun Taschentücher in die Runde verteilen. Zusammen singen wir Heal the world. Welch schöne Botschaft.

Im Grunde...

Die wichtigste Figur in meinem Leben: Ellen Betram.