Freitag, 31. Oktober 2008

Hape und ich pilgern.....


Gestern Nacht, so gegen halb zwei haben wir Leon erreicht und mit Evi, Anne und all den anderen Pilgern einen unvergesslichen Abend verbracht....



....mehr über meine gepilgerten Tage mit Hape demnächt ausführlich an dieser Stelle.

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Literarische Splitter

Aufräumen ist toll. Man kramt und wirft weg und findet manchmal überraschend längst vergessenes wieder. Dieses Phänomen ereilt mich gelegentlich, wenn ich alte Kladden durchforste. Hier mal ne kleine Auswahl von diesen "literarischen Splittern".


Ein Gefühl kann man selten rational erklären.


Wenn Hoffnungen, die so lange präsent sind, sterben, ist es qualvoll. Versucht man diesen leblosen Hoffnung zu einem späteren Zeitpunkt Leben einzuhauchen, ist dies mit unglaublichen Schmerzen verbunden. Man befindet sich in der prekären Situation entscheiden zu müssen, ob der "Tod" jener nicht doch die schmerzlosere Variante ist.


Sie hatten so krampfhaft versucht zu reden, dass schließlich nur das Schweigen geblieben war.


"Sie sind ein Kind. Ein Kind, das sich selbst glauben macht, es wisse was es wolle...."

Sonntag, 26. Oktober 2008

Konzert sucht seinesgleichen

Irgendwann habe ich festgestellt, dass Live – Konzerte Leben retten. Egal wie schlecht man sich auch vorher gefühlt hat – man verlässt das Konzert mit einem wohlig warmen Gefühl, das sich anfühlt als wäre alles gut und als ob es zukünftig keine schwarzen Tage mehr geben würde.

Berlin - Freitag, 24.10.2008. Im Columbia Club wurde kurzfristig ein Gregor Meyle Live- Unplugged Konzert angesetzt. Wer war doch gleich dieser Meyle? Hieß der nicht mal Regener und trug den Titel „Deutschlands Superstar“? So ähnlich und doch ganz anders. Als Herr Raab die Person suchte, die singen darf was sie will und damit auch noch bei RTL auftreten darf, heimste Herr Meyle mit seiner unvergleichlichen Art und seiner handgemachten Musik den zweiten Platz dieser „überregionalen Castingshow“ [Zitat Gregor] ein. Ob da nicht doch der erste Platz drin gewesen werde, darüber lässt sich bekanntlich bis heute streiten.

Banane und weiter im Text.

Der Columbia Club befindet sich in Tempelhof. Und Tempelhof ist da ganz weit draußen. Aber das schreckt uns nicht ab, rechtzeitig zur Öffnung der Abendkasse dort aufzuschlagen.
Es ist 20 Uhr, wir erwarten die tosende Menge, die den neuen Grönemeyer feiern. Die tosende Menge bleibt leider aus. Der „ich-gehe-heute-Abend-spontan-ins-Konzert“ Gedanke scheint der ausgestorbenen Kategorie anzugehören. Die Abendkasse öffnet mit 40 Minuten Verspätung. Meine Nase ist rot. Meine Finger erfroren. Das habe ich mir irgendwie kuscheliger vorgestellt.

Die Atmosphäre im Club ist familiär. Wir einigen uns darauf, dass man am Ende des Konzerts beinahe das Gefühl hat, jeden Besucher persönlich zu kennen: wie er oder sie so singt, so tanzt…. eben das Konzert genießt. Speziell, nenne ich das. Mit einem Bier in der Hand, das definitiv nicht zur inneren Erwärmung beiträgt, wird sich auf die Treppenstufen gefletzt. Und man wartet währendes die Erwartung steigt. Ich beginne zu zweifeln – können 50 Gäste, gehüllt in ihre winterlichen Mäntel, eine umwerfende Konzertstimmung erzeugen? Der Zweifel bleibt und macht mir Bauchschmerzen.

Zu allem Überfluss gibt es auch noch eine Vorband: Luxuslärm [heute heißt das „Support“, habe ich mir sagen lassen]. Den Namen schon mal gehört? Ich jedenfalls nicht. Will ich auch nicht. Ich behalte mir bis auf weiteres eine gewisse Intoleranz gegenüber der Truppe vor.

Berlin, 24.10.2008 – 21.15Uhr.
Junges blondes Mädel und vier Männer hüpfen auf die Bühne. Die machen jetzt also Luxuslärm. Na dann man los, denke ich noch. Und während ich da so denke, wird da oben auf der Bühne schon kräftig gerockt. „1000 Kilometer“ heißt der erste Song. Definitiv gefährliche Ohrwurmqualität [Zugegeben ich summe ihn heute noch]. Die Frontfrau rockt und rockt und rockt und….meine Füße geben dem Beat nach. Phantastischer Deutschrock. Texte, die ans Herz gehen. Ganz unkompliziert. Sozusagen augenblicklich. Ich erwische mich dabei, dass ich bei jedem Lied denke: bitte lass es nicht das letzte gewesen sein. Kleine Frau, große Stimme, das muss man ausdrücklich sagen. Eine Zugabe wünscht sich das Publikum auch noch, bei der Show ein selbstverständliches Muss. Die „1000 Kilometer“ will ich gern noch mal hören. Und weil man da oben auf der Bühne so nett ist, erfüllt man meinen Wunsch doch glatt. Luxuslärm verlässt sie Bühne und ich verspreche mir selbst demnächst eines ihrer eigenen Konzerte zu besuchen.

Ich schwadroniere. Ich merke.

Aber nun zu Herrn Meyle. Der steht schon auf der Bühne, als wir vom Sauerstofftanken wieder eintreten. Ich hoffe insgeheim, dass der überhaupt Lust hat, für uns 50 Männekieken zu spielen. Hat er wohl, denn er greift beherzt zu seiner Gitarre und der Werner Goldbach [jawoll, den Namen habe ich mir gemerkt], der hockt sich an sein Instrument mit den schwarzen und weißen Tasten. Gregor singt und spielt. Und strahlt und spielt. Man ist von der ersten Gesangsminute an gefangen. Im Fernsehen konnte man seine herausragenden Live- Qualitäten ja bereits erahnen. Aber im Hier und Jetzt macht er mich und alle anderen Zuhörer damit sprachlos. Einige stehen und wippen, andere schunkeln oder tanzen ein wenig. Es ist entspannt. Es ist gut.

Zu fast jedem Lied gibt es eine kleine Geschichte, die Gregor zur Einstimmung auf den Song erzählt. Das macht ganz schön ergriffen. Gregor erzählt von Urlaub auf Sizilien, zusammen mit Geschwistern und Freunden. Einer guten Flasche Wein und dem Strand. Was braucht man mehr um glücklich zu sein? Man braucht „niemand der einem zeigt wie leicht man lebt“.
„Jetzt kommt der Tag“ wird in einem wunderschönen Arrangement mit dem Gittaristen und dem Schlagzeuger des Luxuslärms dargeboten. Gibt dem Konzert eine ganz spezielle Note. Gregor kommentiert: „ Das ist Musik. Das, was spontan entsteht.“ Zugegeben: circa nach der Hälfte des Konzerts ist eine ergriffen-glückliche Stimmung im Club spürbar. Gregor fragt uns zwar immer im Spaß, aber ganz vorsichtig nach jedem Lied, ob wir denn noch Lust auf den einen oder anderen Song hätten. Natürlich haben wir. Meinetwegen kann er die ganze Nacht singen. So bekommen wir fast alle Lieder des Albums „So soll es sein“ zu hören.
Gregor erzählt uns, dass er in seinem Leben noch nicht Vater geworden sei, aber einen Song zu vollenden käme dem Gefühl wohl schon sehr nahe. Das glauben wir ihm bei jedem Lied, das er vorträgt…

Ich kann nicht jeden dieser unglaublichen Momente beschreiben, den dieser Gregor Meyle während des Konzerts erzeugt hat. Ich kann nur sagen: Dieser Kerl schreibt und lebt seine Musik. Es scheint ihm wichtig, dass seine Texte berühren, dass sie das Publikum erreichen. Als er am Ende zwei neue Lieder vorstellt, bringt er auch das letzte Gespräch im Club zum verstummen. Man möchte ihm zuhören und mitfühlen.

Ich frage mich, ob man Gregor große Hallen, gefüllt mit einem Millionenpublikum wünschen soll. Gregor in einem kleinen Rahmen, wie ein Columbia Club, ist speziell. Speziell schön. Da seine Texte und seine musikalische Leidenschaft der eines Grönemeyer in nichts nachstehen, bleibt ihm zu wünschen, dass er diese auf jede erdenkliche Art und Weise den Menschen nahe bringen kann.

Ich gehe an diesem Abend mit einem wohlig warmen Gefühl nach Hause. Live-Konzerte retten eben Leben.