Freitag, 13. August 2010

Epische Kurzgeschichte

EIN PROJEKT, WELCHES NOCH IN DEN KINDERSCHUHEN STECKT: ANGELEHNT AN BRECHTS IDEE EINES EPISCHEN THEATERS, ENTSTEHT DIESE KURZGESCHICHTE.


And so Sally can wait, she knows it's too late. As she's walking on by. My soul slides away, but don't look back in anger, I heard you say.”

Mit Musik fängt für gewöhnlich alles an. Laut muss sie sein und einnehmend. Muss dich zu einem Zeitpunkt greifen, wo die Müdigkeit bereits tief eingesetzt hat und keine Gefahr zum Widerstand mehr besteht. Dann wird es also besonders gut.

Sara und so offensichtlich geht es weiter war ihm schon vor einer Weile begegnet. Eine A- Klasse Frau war sie wohl nicht. Eher als gewöhnlich, mit ungewöhnlich schweren Gedanken in ihrem Kopf, zu bezeichnen. Aber ist es nicht immer so? Welche Frau ist schon A-Klasse und dann auch noch wirklich interessant? Ist A-Klasse nicht ein Zeichen für prädestinierte Langeweile? Sara war sanftmütig, aber willensstark, dennoch vergrübelt. Das Studium längst beendet, war sie auf dem besten Wege ihren Weg ins Leben zu finden. Es fehlte ihr doch beständig an innerer Ruhe. Die Rastlosigkeit war der dauerhafte Faden in ihrem Leben gewesen. Das neigt zum klischeehaften, aber ist doch nicht in andere Worte zu packen. Alle Zeichen ständig auf Anspannung, immer bereit zu kommunizieren, den Mitmenschen zu lauschen, sich ganz in sie einzudenken, das war ihr Weg. Oft hatte sie die Augen geschlossen, um eine Vorstellung von einer fallenden Decke zu bekommen. Diesen Gedanken hatte sie noch immer als den spannendsten empfunden. Wir befinden uns also in einem sozial stabilen Leben, das gelegentlich von schweren Gedanken geprägt ist. Mit Pavarotti im Ohr geht es nun, sich der eigentlichen Geschichte zu nähern. Obwohl es zu fragen bliebe, ob es möglich ist, sich mit diesen impulsanten Tönen einer anderen Sache zu widmen.

Sara hat sich verliebt. Nein, viel komplizierter: Sara weiß nicht, ob sie sich verliebt hat. Sie hat Paul schon eine Weile gekannt. Paul als Name funktioniert an dieser Stelle. Er fühlt sich richtig an. Nicht zu außergewöhnlich, nicht zu alltäglich. Es ist wichtig, dass sich der Name passend anfühlt, sonst wird es absurd. Saras Knochen haben sich müde angefühlt, die Schminke war längst verwischt, die Position der Haare lies manche Perfektion vermissen, sie ging aus. Paul hatte diese brennende Einsamkeit schon zu lange gespürt. Plakativ, aber die Einsamkeit war brennend. Sie war nicht wegzudenken, sie hat ihn umgeben, ihn förmlich verschlungen.


Stand der Dinge: Zwei Tage erfolglos etwas verfasst und dann doch wieder gelöscht. Sich erfolglos betrunken, die Worte wollten nicht fließen. Was für ein wehleidiger Prozess. Kann das nicht schneller gehen, fragt man sich? Kann das nicht einfacher sein, fügt man hinzu. Kann wohl nicht, soll wohl nicht. Nebenbei, viel Soziales, was vom Schreiben abhält. So kann der Autor wohl nicht immer.


Tag X: Weil mit Musik alles anfing, geht es genauso weiter. Sie tut gut im Ohr, wenn man schreibt. Sie gibt die Stimmung der weiteren Geschichte vor. Willkürlich, aber brauchbar.

Sara und Paul sind zufällig am gleichen Tag mit ähnlicher Motivation ausgegangen. Das muss emotionaler erzählt werden. So als ob man auf den Grund der Seele beider Charaktere blicken könnte. Ich habe mich einfach nur sehr müde gefühlt, so als ob man mir mein Inneres ansieht, berichtet Sara.

Ich wollte eine nette Unterhaltung. Vielleicht eine Zigarette schnorren, berichtet Paul. Sich selbst eine Zigarette anzünden. Man gewöhnt sich so langsam dran. Und der Rauch pafft so wunderbar über die Tasten, während man tippt.

Als Sara die Veranstaltung in diesem Raum betrat, mochte sie den Geruch nicht. Es roch verbraucht, verschwitzt und nach einem anderen Duft, den sie nicht zuordnen konnte. Schließlich hätte sie sie gern auf dem Absatz umgedreht und wäre nach Hause gegangen. Aber Julius kaufte ihr ein Bier, welches sie lächelnd entgegen nahm. Diese Informationen mögen zwar banal klingen, aber sie sind von höchster Bedeutung. Es gibt einen Freund namens Julius. Man muss verstehen, wie dieser Raum sich anfühlt. Sara setzt ihr Bier an, schaut dabei unsicher in der Gegend herum. Wie soll sie auch tanzen, wenn sich das Gefühl des Wohlfühlens nicht einstellt? Paul steht teilnahmslos in der Ecke. Es ist in etwa so wie immer. Viele schöne Frauen, er fühlt sich selbstbewusst, nein, er fühlt sich gehemmt. Er fühlt diese Hemmung, während er zu Boden blickt und Saras Schuhe das erste Mal wahrnimmt. Er findet diese Schuhe unglaublich hässlich. Wieder eine von denen, die deutlich machen möchte, dass sie furchtbar stilvoll ist. Da bleibt auf seiner Seite nur ein müdes Lächeln.


to be continued