Dienstag, 13. April 2010

Mehr als nur ein blödes Praktikum – Drei wegweisende Wochen im Jugendclub „Pablo Neruda“

Die Aufgaben sind relativ klar verteilt: Howie kocht, Tina tanzt und Wolfgang administratiert. So einfach und klar ist die Aufgabenverteilung im Jugendclub „Pablo Neruda“ dann natürlich auf den zweiten Blick doch nicht, aber es lässt sich als ein guter Ansatzpunkt beschreiben. Eine Tätigkeit ist allen drei Hauptverantwortlichen gemein. Sie kümmern sich – jeder auf seine ganz eigene Art und Weise - um die Jugendlichen, die Kinder und die, die eigentlich schon erwachsen sein wollen im Jugendclub „Pablo Neruda“.

Kapitel 1: Aller Anfang ist schwer

An meinem ersten Arbeitstag wurde ich um 12.30 Uhr zum Jugendclub bestellt. Erwartungen hatte ich keine an dieses Praktikum. Ich hatte in meinem Leben noch nie einen Jugendclub betreten. Was war das Aufgabenfeld eines Betreuers? Welche Kinder nahmen die die Angebote dort wahr? Welche Angebote wurden überhaupt unterbreitet? Das alles waren Fragen, die ich mir stellte, an diesem, meinem ersten Tag.
Nachdem mir drei freundliche Herren erklärt hatten, nicht hauptverantwortlich für den Club zu sein, musste ich bis 15 Uhr meine Lektion in Sachen Geduld lernen. „Am besten alle Wertsachen zu Hause lassen“, das waren die Worte, die mir Wolfgang, der sich für mich verantwortlich fühlte, als erstes mit auf den Weg gab. Im Grunde ist dieser Ratschlag nicht weiter verwunderlich, wenn man genauer hinsieht. Im Club halten sich hauptsächlich Kinder aus sozial schwächeren Häusern auf, für die oftmals jeglicher Wertgegenstand, der offen herumliegt eine Versuchung darstellt, der man sie besser nicht aussetzen sollte. Des Weiteren leisten zur Zeit meines Praktikums zwei junge Männer ihre Sozialstunden ab. Auch dieser Umstand wirkt für mich erstmal nicht sonderlich Vertrauen erweckend.
Wolfgang nimmt sich sehr viel Zeit für mich an meinem ersten Tag. Doch nicht nur an meinem ersten Tag. Er nimmt sich jeden Tag Zeit, sowie alle Mitarbeiter des Clubs. Ich werde nicht müde zu fragen und sie werden nicht müde mir zu antworten. Er erzählt mir Geschichten aus der offenen Kinder und Jugendarbeit wie sie im „Pablo Neruda“ praktiziert wird. Geschichten, die erschüttern, über Kinder die bedingt durch ihr soziales Umfeld viel zu schnell erwachsen werden. Erwachsen, aber nicht motiviert. Erwachsen und manchmal kleinkriminell. Kinder und Jugendliche deren Wortschatz einen so reichen Fundus an Fäkalsprache umfasst, dass man sich die Hände vor dem Gesicht schlagen möchte.

Das ist eine „Welt“, die mir bislang nicht in dieser Form begegnet ist und so auch nicht bekannt war, vor der man aber auch nicht mit dem Satz „Ich werde mal Gymnasiallehrer, da tangieren mich solche Probleme nicht“, die Augen verschließen sollte.

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