Dienstag, 4. November 2008

Theatergeschichte in lückenhaft und einigermaßen spannend

Heute mal ein bisschen wissenschaftlicher. Was heißt wissenschaftlicher? Es soll um das Theater, seine Ursprünge, die ersten Wurzeln in Deutschland, sowie seine stetige Weiterentwicklung gehen.

Klingt laaaaaaaaaangweilig und außerdem so als ob man das in der Schule schon alles tausend Mal gehört und sich doch nie dafür interessiert hat?! Nicht ganz. Denn, die Thematik ist, richtig aufbereitet und nicht bis Detail geschildert, eigentlich eine spannende (sagen wie zumindest ganz unterhaltsam). Eines Tages wird dieses Wissen dem fleißigen Blogkonsumenten helfen, die 1 Millionen Frage bei Günther Jauch zu knacken. Wozu so ein Blog nicht alles gut sein kann…… So, nun aber ran…..


Ganz klassisch und vollkommen uninnovativ (mir sei vergeben) soll mit einer kurzen Begriffbestimmung und einem lückenhaften, wenngleich interessanten historischen Überblick übers Theater begonnen werden: Der Begriff „Theater“ stammt vom griechischen „théatron“, was eine Schaustätte bezeichnet.


Auch wenn bereits die Höhlenbilder der Urmenschen eine gewisse Spielkultur ihrer Bewohner erahnen lassen, so will ich zeitgeschichtlich an dieser Stelle nicht soweit zurück blicken. Ich setzte in der Antike (ca. 1200 v. Chr. – ca. 600 n. Chr.) an. Dort wird erstmals etabliert, was uns heute selbstverständlich für das Theater erscheint: ein Zuschauerraum. Aus eben jenem Grund spricht man von dieser Zeit als dem Wendepunkt in der Theatergeschichte.


... die Anfänge.


Wichtig ist weiterhin, dass aus dem frühen fünften Jahrhundert bereits erste Dichternamen und auch Tragödientitel überliefert sind – die Angabe des Autorennamens wird heutzutage ebenfalls als eine Selbstverständlichkeit angenommen. Theater zu dieser Zeit wurde jedoch dargeboten, um die Götter zu ehren. Deswegen finden sich oftmals mythologische Motive im Spiel, die betonen, dass der Mensch schicksalsgebunden ist. Später (zeitlich gesehen immer noch in der Antike) ist eine Tendenz dahingehend spürbar, dass dem Publikum hauptsächlich tagespolitische Fragen näher gebracht werden und die Schicksalsgebundenheit des Menschen hinterfragt wird.


... Renaissance und Barock.


Man kann durchaus davon sprechen, dass die politische Bedeutung des Theaters stetig zunahm. Als bedeutsame Autoren dieser Zeit sind beispielsweise Aristophanes, Sophokles und Seneca zu nennen. (Ich selbst habe bei den „Knattermimen“ das Stück „Lysistrata“ gespielt. Wie ich finde: Ein immer noch zeitgemäßes stücken Drama).

Ein kleiner zeitlicher Sprung und schon befinden wir uns im Zeitalter der Renaissance (ca. 1400 – ca.1700). Man sagt, dass im Theater der Humanisten erste Ansätze zur Tradition des „klassischen Dramas" dahingehend erkennbar sind, dass eine spannende Handlung durch Dialoge vorangetrieben wird. Weiterhin wurde die Handlung durch den chronologischen Szenenumbau belebt. Besonderes Interesse hatte man an der prunkvollen Bühnenausstattung, den so genannten Requisiten. (Später hat unter anderem Brecht das alles wieder wegrationalisiert…aber gut: noch stehen wir hier am Anfang der Geschichte). Der Tragödie schenkt man zu dieser Zeit kaum Aufmerksamkeit, die Komödie hingegen wird verehrt. Abschließend zu diesem zeitlichen Abschnitt bleibt zu sagen, dass man im 16. Jahrhundert schließlich den didaktischen Wert des Theaters erkannte. Den Humanisten sei Dank, fand das lateinische Theater dann auch Eingang in den schulischen Lehrplan.

Im Zeitalter des europäischen Barocks (ca. 1575 – ca.1770) schätze man das Theater sehr, denn es galt als ein Abbild und Sinnbild einer glanzvollen Welt. Zu dieser Zeit wird unter anderem der Feudalismus vom Absolutismus abgelöst. Am Hofe überdauert ebenso das Verlangen nach Dramatik und theatralischer Festlichkeit. In den Großstädten etabliert sich stetig der kommerzielle Theaterbetrieb. Er löst jedoch die fahrenden Spielleute nicht gänzlich ab. Eine weitere wichtige Errungenschaft dieser Zeit ist die Umgestaltung des Zuschauerraums. In der so genannten Guckkastenbühne, kann nun jeder Zuschauer entsprechend seines Standes, in der Loge oder in den Rängen Platz nehmen.


... Romantik.


Zu Zeiten der Romantik (ca.1798 – ca.1835), das muss kurz angemerkt werden, trat das Theater zugunsten Lyrischer- und Prosaformen in den Hintergrund. [Anmerkung: ich weiß, das Elisabethanische Theater muss hier auch noch mit rein, aber das lückenhaft zu beschreiben fällt mir dann doch zu schwer….] Wir bleiben an diesem Punkt der Zeitleiste mal eben stehen, spulen ein bisschen hin und her (kennt man den Begriff heute überhaupt noch? Das kommt von Kassettenrekordern…..) und schauen uns mal Deutschlands Theatergeschichte zur Zeit des 18. Jahrhunderts etwas genauer an.


... Deutsches Theater im 18. Jahrhundert.


Für diese Zeit sind im Wesentlichen zwei Namen zu nennen: Johann Gottsched und Ephraim Lessing. Ihre Ansätze bezüglich des Theaters will ich kurz vorstellen. Doch zuvor muss gefragt werden: Wie sah denn die Theaterlandschaft in Deutschland eigentlich aus? War sie übersäht mit zahlreichen festen Theatern, wie wir sie heute aus jeder größeren Stadt und auch so manchem kleinen Dorf kennen? Diese Annahme kann rigoros verneint werden. Das Theater existierte generell nur in Form von Wandertruppen und gastierte hauptsächlich auf den Märkten um das Volk zu belustigen. Die so genannte höhere Gesellschaft wohnte diesen Schauspielen nicht bei. Man kann sich bereits denken, dass Schauspieler dieser Wandertruppen eine einigermaßen verarmte Existenz fristeten. Auch gesellschaftlich wurde ihnen wenig Akzeptanz entgegengebracht.

Man kann demnach davon sprechen, dass sich die Theaterkunst nicht auf dem sprichwörtlichen Höhepunkt befand. Besonders interessant erscheint der Fakt, dass es zu dieser Zeit auch noch keine Regiebücher oder Skripte gibt. Lediglich der Szenenablauf ist festgelegt, alles andere ist ein „Stehgreifspiel“, welches zumeist in Knittelversen (hochtrabendes Wort, heißt aber eigentlich übersetzt nur „Reimvers“ und erhebt lediglich den Anspruch, dass die beiden aufeinander folgenden Zeilen sich reimen müssen) hervorgebracht wird. In den Stücken (wenn man von diesen sprechen darf) gibt es immer wieder standardisierte Typen, wie den Liebhaber oder die schlaue Tochter. Der Hanswurst oder auch der Harlekin bildet zumeist die Attraktion für das Publikum. Er unterbricht die Handlung und fällt durch seine Komik, sowie pöbelhafte Art auf. Das ist demnach die Ausgangslage, die ein Gottsched und ein Lessing revolutionieren wollen.

Gottsched möchte der deutschen Dichtkunst wieder Ordnung und Regel verleihen. Dichtkunst und Theater sollen seiner Meinung nach wieder dazu fungieren den höheren Adel und die Fürsten zu erziehen. Seinen Ausführungen liegt der Gedanke zugrunde, dass Wahrheiten in Fabeln (Handlungen) gekleidet werden müssen. Die Handlungen müssen logisch und wahrscheinlich sein. Er möchte durch die Tragödie die Fürstenerziehung erreichen und in der Komödie allgemeine Sittenkritik üben. Zu diesem Zwecke schlägt er vor, dass man Stücke nach französischem Vorbild schafft, die beispielsweise einen verbindlichen Vers haben. Weiterhin sollte sich an den drei Einheiten: Ort, Zeit und Handlung orientiert werden. Gottsched fordert auch eine Verbannung des Harlekins von der Bühne und möchte anspruchsvolle, bereits bestehende Wanderschauspieltruppen fördern.

Lessing versuchte in Hamburg, wo von Gönnern ein stehendes Theater errichtet wird, die deutsche Theaterkunst zum repräsentativen Nationaltheater weiterzuentwickeln. Er möchte sich, anders als Gottsched, nicht an das französische Vorbild halten, sondern sich beispielsweise an Shakespeare orientieren (hat Reich-Ranicki das nicht kürzlich auch vorgeschlagen? jaja, Geschichte wiederholt sich eben doch stetig). Weiterhin schlägt er vor, die Darstellungskunst zu säubern. Das bedeutet, dass alle übertriebenen, standardisierten Gesten wegfallen und man sich zum echten Gefühlsausdruck hinwendet. Der Wegfall von der so genannten Ständeklausel ist ein weiterer Vorschlag seinerseits. Was war doch gleich unter dem Begriff der Ständeklausel zu verstehen? Nun, die Ständeklausel besagt, dass in der Tragödie nur Schicksale von Fürsten und Adel dargestellt werden. Die Lebensweise und Sitten der restlichen Bevölkerungsschicht werden hingegen in der Komödie dargeboten. Begründet wurde das Prinzip damit, dass es dem Leben der Bürgerlichen an Größe und Bedeutung fehle und der dramatischen Darstellung ihrer Personen an der Fallhöhe. Als letzten Punkt fordert er eine Vertiefung der Katharsis-Lehre (das ist die Reinigung des Zuschauers durch Furcht und Mitleid).


An dieser Stelle hüpfen wir einfach mal ganz holzschnittartig weiter, denn mehr muss man zu diesem Aspekt überblicksmäßig nicht wissen.


.... Moderne.


Schon seit dem späten 19. Jahrhundert aber auch in der Zeit nach den sozialen Umwälzungen in der Nachkriegszeit (ca. 1945 – ca.1970er) entwickelten sich neue Theaterformen, wie beispielsweise das Symbolistische Theater oder auch das Absurde Theater.

Das Theater des Absurden wurde im 20. Jahrhundert Paris entwickelt und strebt an, die Sinnlosigkeit in Bildern vorzuführen. Mit Sinnlosigkeit ist die Unsinnigkeit der Welt und den darin verlorenen Menschen gemeint. Das Drama ist gekennzeichnet von grotesk-komischen, sowie irrealen Szenen und wendet sich in seiner Art und Weise vom klassischen Theater ab. Als besonders signifikantes Beispiel für das Absurde Theater ist Becketts „Warten auf Godot“ anzugeben.

Ich möchte an dieser Stelle das Theater in der Epoche des Expressionismus vorstellen und auf etwaige Neuerungen und Veränderungen eingehen. Der Expressionismus wird von ca. 1910 bis ca.1925 angesetzt. Dort wurden neue Bühnentechniken angewandt. Die klassische Guckkastenbühne, die ich zuvor beschrieben habe, wird abgeschafft und man nutzt beispielsweise große Fabrikhallen als Bühne. Weiterhin spielt man zuweilen lose aneinander gereihte Szenen und zielt auf eine sinnästhetische Verstärkung zugunsten von Licht, Farbe, Klang und Musik. Es sollen demnach verschiedene Sinne angesprochen werden, sowie eine Zurückdrängung des Textes erfolgen. Man setzt auf eine expressive Lexik und eine ebenso expressive Körperhaltung der Schauspieler. Die Schauspieler verkörpern oftmals vollkommen typisierte Figuren (Mann, Tochter etc.). Man kann mit Gewissheit sagen, dass im Theater des Expressionismus die Einheit von Ort, Zeit und Handlung gesprengt wurde, denn man verzichtet in jeglicher Weise auf einen abgerundeten Geschehensablauf.


... der Brecht.


Was fehlt uns noch zu guter letzt? Der Brecht…. , den darf man nicht vergessen. Der gute Mann stand auch erst unter dem Einfluss des Expressionismus, lässt sich aber dennoch nicht genau in eine Schublade kategorisieren. Brecht dramatisches Wirken kann unter dem Stichworten: Verfremdungseffekt und Episches Theater zusammengefasst werden. Er wollte ein analytisches Theater, das den Zuschauer eher zum distanzierten Nachdenken und Hinterfragen anregt als zum Mitfühlen (also wieder weg von der Katharsis). Sein Ziel war es nicht nur Einfühlendes, sondern auch Wissen zu vermitteln. Die Zuschauer sollen Alltägliches als Fremdes wahrnehmen und das Dargestellt aus kritischer Distanz beobachten. Um diesem Ziel gerecht zu werden, findet sich auf der Bühne oftmals ein Kommentator der Bühnenhandlung.


... und was ist heute?


Heutzutage findet man alle Arten des Dramas auf den großen Bühnen: Vom geschlossenen, klassischen Theater, dessen Einteilung in Akten erfolgt, bis zum offenen Theater, in dem vordergründig lose, aneinander gereihte Szenen zutage treten und der Zuschauer gefordert ist, sich die Szenen zu denken die fehlen oder unvollständig sind.



Anmerkung: Als Quellen habe ich alles genutzt, was mir in die Hände fiel: das gute alte Wiki, was manchmal an Wissensgehalt nicht zu unterschätzen ist, Seminaraufzeichnungen, Reallexioneinträge usw.

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