Nicht immer geht es eben Nicht immer geht es glatt. Theatralisch. Zum Brechen pathetisch und doch eine kleine, wärmende Wahrheit an der es sich lohnt, festzuhalten.
Was ist das schon? Der richtige Weg? Wer kann das sagen, wer kann das spüren, wer ganz sicher festmachen, sodass keine Zweifel bleiben?
Sich selbst vertrauen- der schwerste Weg. Bei dem keiner kommt, um dir die Hand zu halten. Bei dem du mit dem Rücken an der Wand stehst.
Draußen hat sich der Nebel um die Spitzen der Häuser gefangen. Verbirgt den Blick, sodass alles ganz still wirkt. Öffnete man das große Glas, könnte man das Diesige hören.
Alle Lichter sind aus, weil es so beruhigend ist, zu wissen, dass doch jede Nacht die Welt ein bisschen still steht.
Ganz dicht an das kühle Glas gedrückt, der traurige Blick, auf das, was kommt. Der wissende Blick, auf das, was war.
Nachts am Fenster... fehlen die Worte zu großen Taten.
Mich verfolgte auf ewig die Angst, dass du mich eines Tages anblicktest, voller Zuwidersein, um jedes Unperfekte an mir zu verhöhnen und zu belachen - Dass du dich umdrehtest, ohne die Würde und den Respekt einer Verabschiedung. Und ich stünde mit all den Makeln dort, die du stets als solche definiert hattest -von denen ich immer annahm, sie seien dazugehörig.
In jugendlicher Naivität scheint es, als würde man in zahlreichen Gesprächen tatsächlich Probleme lösen, die Welt neu erfinden. Man eröffnete sich scheinbar neue Blickwinkel und setzte verschiedene Problemlösebrillen auf. Ferngesteuert von großen Ratschlägen kleiner Menschen, erreicht man wenig. Der Ratschlag war nicht genug. Ratschläge brauchte es, um den Winkel noch weiter zu verzerren.
Es ist nicht so sehr der große Knall, der dieses absurde Konstrukt ins Einstürzen bringt.
Es ist das Gefühl, dass es falsch ist. Es ist das große Vertrauen in die eigenen Gespräche, ohne jemanden im Raum.
Der Kreis der Ratschlagenden sei dann verschwindend gering. Keine Brillen, keine Worte. Nur noch das, was man an all die Schaumschläger nicht mehr zu vergeben hat: Vertrauen; nicht reden zu müssen. Aber zu können.
Glauben Sie? An das Große ? An das Ganze? An das, was immer da ist, wenn nichts anderes mehr hilft.? Ist dieser Gedanke nicht viel zu heilend, als dass er wahr sein könnte? Als dass er auch nur einen Funken gefühler Wahrheit enthalten könnte. Ich habe diese großen Töne im Ohr. Diese Gesänge, diese Reden. Und versuche mir ein Recht abzugewinnen einen Gott neu zu definieren. Einen ohne Moral und Tugenden. Einen Greifbaren. ... nun sehe ich in den Spiegel, sehe, dass ich bei diesen Gedanken nur mich selbst anblicke. Dass eine Projektionsfläche nicht das scheint,.... was Gott sein sollte.
Gesuhlt in der Rolle des Verletzten. Die Mundwinkel noch ein Stück tiefer gezogen. Dabei die Augen wandern lassen. Ob denn jemand deine Blick fängt. Doch ohne auch nur einen Gedanken an dein gesuhltes Leid zu verschwenden, dreht sich die Masse zu fröhlichem Getuschel. Ohne dich auch nur anzusehen, bleibt es gelassen. Ohne dass das Klappen der Tür nur die kleinste Regung auslöste, bist du gegangen.
EIN PROJEKT, WELCHES NOCH IN DEN KINDERSCHUHEN STECKT: ANGELEHNT AN BRECHTS IDEE EINES EPISCHEN THEATERS, ENTSTEHT DIESE KURZGESCHICHTE.
“And so Sallycanwait, sheknowsit's toolate. Asshe's walkingonby. Mysoulslidesaway, butdon't lookback in anger, I heardyousay.”
Mit Musik fängt für gewöhnlich alles an. Laut muss sie sein und einnehmend. Muss dich zu einem Zeitpunkt greifen, wo die Müdigkeit bereits tief eingesetzt hat und keine Gefahr zum Widerstand mehr besteht. Dann wird es also besonders gut.
Saraund so offensichtlich geht es weiter war ihm schon vor einer Weile begegnet. Eine A- Klasse Frau war sie wohl nicht. Eher als gewöhnlich, mit ungewöhnlich schweren Gedanken in ihrem Kopf, zu bezeichnen. Aber ist es nicht immer so? Welche Frau ist schon A-Klasse und dann auch noch wirklich interessant? Ist A-Klasse nicht ein Zeichen für prädestinierte Langeweile?Sara war sanftmütig, aber willensstark, dennoch vergrübelt. Das Studium längst beendet, war sie auf dem besten Wege ihren Weg ins Leben zu finden. Es fehlte ihr doch beständig an innerer Ruhe. Die Rastlosigkeit war der dauerhafte Faden in ihrem Leben gewesen. Das neigt zum klischeehaften, aber ist doch nicht in andere Worte zu packen. Alle Zeichen ständig auf Anspannung, immer bereit zu kommunizieren, den Mitmenschen zu lauschen, sich ganz in sie einzudenken, das war ihr Weg. Oft hatte sie die Augen geschlossen, um eine Vorstellung von einer fallenden Decke zu bekommen. Diesen Gedanken hatte sie noch immer als den spannendsten empfunden. Wir befinden uns also in einem sozial stabilen Leben, das gelegentlich von schweren Gedanken geprägt ist. Mit Pavarotti im Ohr geht es nun, sich der eigentlichen Geschichte zu nähern. Obwohl es zu fragen bliebe, ob es möglich ist, sich mit diesen impulsanten Tönen einer anderen Sache zu widmen.
Sara hat sich verliebt. Nein, viel komplizierter: Sara weiß nicht, ob sie sich verliebt hat. Sie hat Paul schon eine Weile gekannt. Paul als Name funktioniert an dieser Stelle. Er fühlt sich richtig an. Nicht zu außergewöhnlich, nicht zu alltäglich. Es ist wichtig, dass sich der Name passend anfühlt, sonst wird es absurd. Saras Knochen haben sich müde angefühlt, die Schminke war längst verwischt, die Position der Haare lies manche Perfektion vermissen, sie ging aus. Paul hatte diese brennende Einsamkeit schon zu lange gespürt. Plakativ, aber die Einsamkeit war brennend. Sie war nicht wegzudenken, sie hat ihn umgeben, ihn förmlich verschlungen.
Stand der Dinge: Zwei Tage erfolglos etwas verfasst und dann doch wieder gelöscht. Sich erfolglos betrunken, die Worte wollten nicht fließen. Was für ein wehleidiger Prozess. Kann das nicht schneller gehen, fragt man sich? Kann das nicht einfacher sein, fügt man hinzu. Kann wohl nicht, soll wohl nicht. Nebenbei, viel Soziales, was vom Schreiben abhält. So kann der Autor wohl nicht immer.
Tag X: Weil mit Musik alles anfing, geht es genauso weiter. Sie tut gut im Ohr, wenn man schreibt. Sie gibt die Stimmung der weiteren Geschichte vor. Willkürlich, aber brauchbar.
Sara und Paul sind zufällig am gleichen Tag mit ähnlicher Motivation ausgegangen. Das muss emotionaler erzählt werden. So als ob man auf den Grund der Seele beider Charaktere blickenkönnte.Ich habe mich einfach nur sehr müde gefühlt, so als ob man mir mein Inneres ansieht, berichtet Sara.
Ich wollte eine nette Unterhaltung. Vielleicht eine Zigarette schnorren, berichtet Paul. Sich selbst eine Zigarette anzünden. Man gewöhnt sich so langsam dran. Und der Rauch pafft so wunderbar über die Tasten, während man tippt.
Als Sara die Veranstaltung in diesem Raum betrat, mochte sie den Geruch nicht. Es roch verbraucht, verschwitzt und nach einem anderen Duft, den sie nicht zuordnen konnte. Schließlich hätte sie sie gern auf dem Absatz umgedreht und wäre nach Hause gegangen. Aber Julius kaufte ihr ein Bier, welches sie lächelnd entgegen nahm. Diese Informationen mögen zwar banal klingen, aber sie sind von höchster Bedeutung. Es gibt einen Freund namens Julius. Man muss verstehen, wie dieser Raum sich anfühlt. Sarasetzt ihr Bier an, schaut dabei unsicher in der Gegend herum. Wie soll sie auch tanzen, wenn sich das Gefühl des Wohlfühlens nicht einstellt? Paul steht teilnahmslos in der Ecke. Es ist in etwa so wie immer. Viele schöne Frauen, er fühlt sich selbstbewusst, nein, er fühlt sich gehemmt. Er fühlt diese Hemmung, während er zu Boden blickt und Saras Schuhe das erste Mal wahrnimmt. Er findet diese Schuhe unglaublich hässlich. Wieder eine von denen, die deutlich machen möchte, dass sie furchtbar stilvoll ist. Da bleibt auf seiner Seite nur ein müdes Lächeln.
Wer zuerst spricht, hat verloren. Wer zuerst wagt, sich zu offenbaren, wird den Kürzeren ziehen. Das Spiel scheint manifestiert. Zwei Caspar, die sich, ohne es zu hinterfragen, daran halten. Nicht wackeln. Es könnte schön sein.
Mittwoch, 19. Mai 2010
"Um welchen Preis darf man eigentlich jemanden verletzen?"
Es gibt Zeiten, da lohnt es sich einfach einmal darüber zu sinnieren, wer im Laufe eines Lebens den Weg begleitet. Wer die wichtigen Wegbegleiter sind... und was sie ausmacht. Scheinbar eine triviale Frage und doch so enorm wichtig. Freunde, so hört man doch so oft, die bleiben - während Beziehungen eben kommen und gehen. Irgendwann dann vielleicht zu Ehen werden, um schlussendlich doch wieder zu zerbrechen.
Aber wie werden Freunde gefunden? Im Kindergarten, ganz klar, vielleicht auch in der Grundschule. Die, die meistens länger bleiben, die lernt man in der weiterführenden Schule kennen. Was teilt man? Meistens eine Menge langweiliger Fächer mit den gleichenLehrern und sinnlosen Inhalten. Darüber tauscht man sich aus..., das ist der Alltag, den man hat. Man geht zusammen durch die Höhen und Tiefen von Beziehungen, berät sich, hört zu und weiß einfach alles voneinander. Das wunderbare an diesen Freundschaften ist, dass sie so vollkommen ungezwungen entstehen. Es gibt eine Auswahl von Menschen und man kann sich mögen oder nicht mögen. Es wird sich ein anderer finden, der dein Freund sein will. Geradezu wunderbar einfach.
Im Studium ist es das Seminar was man teilt oder den Club, in den man vielleicht gemeinsam geht. Der Alltag mit den Schulfreunden geht verloren, was sich dann zeigt, ist die Fähigkeit außerhalb dessen ernsthafte Kommunikation zu betreiben, sich füreinander interessieren zu können. Hat man nicht gerade noch darüber geweint, dass der wundervolle Abijahrgang auseinander geht, so merkt man schnell, dass ernsthafte Gespräche doch mit den Wenigsten funktionieren oder schlichtweg nicht mehr bleibt als der gute, alte Smalltalk.
Studienfreunde bleiben für's Leben, so wird immer gesprochen. Daran mag ich glauben. Man eröffnet sich dort die Möglichkeit nicht nur Menschen kennzulernen, die die selbe Fachrichtung einschlagen wollen - nein, man kann streuen und durch diese wunderbaren Menschen auch seinen eigenen Horizont erweitern. Studium und Freunde finden entbehrt aber auch wegen bereits benanntem Prinzip nicht einer gewissen Ernsthaftigkeit. Was ist, wenn man niemanden findet, der sein Leben lang an seiner Seite bleibt? Was, wenn man doch nur die Menschen abgreift, die irgendwie da sind und dann mit einem unbefriedigenden Gefühl zurück bleibt? Im Gegensatz zur Schule zeigt sich nun: Man ist älter, eigener. Die Macken, die man hat sind nun schwerlich zu revidieren, der neue Freund muss eben damit leben. Kann er das?
Was kommt dann? Das Arbeitsleben und die Kollegen, die man dort trifft. Zumeist alle fest integriert in feste Freundeskreise. Ausgelastet mit Frau und Familie... kaum Zeit und Muße neue Menschen von Grund auf kennenzulernen. Ein Punkt, der nicht zu vernachlässigen ist: Man erlebt, man verändert sich: dies alles immer wieder neu herunterzubrechen und zu erklären ist unglaublich kraftraubend und müßig. Vielleicht bleiben Bekanntschaften dann zu diesem Lebenzeitpunkt viel öfter Bekanntschaften, und haben selten das Potential sich zu Freundschaften weiterzuentwickeln. Eine durchaus interessante und aufwühlende Frage. Wie lange kann man Freundschaften entwickeln? Was braucht die Freundschaft für's Leben? Oder ist es letzlich umgekehrt: Beziehungen bleiben und Freundschaften kommen und gehen?
Zwei Erkenntnisse haben sich mir bislang erschlossen: Je älter man wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen auch Freundschaften direkt ablehnen: Ich habe zu viele Freunde, heißt es dann. Geht das, frage ich mich. Eine zweite, wichtige Erkenntnis ist die folgende: Die Freundschaften, die man seit Schultagen aufrecht erhält, verändern sich im Laufe des Lebens immer weiter in Richtung einer Beziehung. Mit all ihren Höhen und Tiefen, Forderungen und Streits.
Über Freundschaft nachzudenken, auch wenn es so oberflächlich geschieht wie an dieser Stelle, lohnt sich immer wieder: Öffnen den Blick und das Herz, so viel sei an dieser Stelle vermerkt.
da legt sich ein weiches band... und ich lausche... Hast du das je gespürt? Nahmst du dir je Zeit dafür? Dem Seelenstreichler zu lauschen? die Stimme umspielt, sie malt... sie streichelt... ein weicher Bass. ein großer Sopran.. es ist das, was du hören willst das, worauf du dich einlässt... kannst mit ihm weinen und lachen und sicher gehen, dass das Band sich nicht löst. Da schreit er: lädt dich ein. Komm mit. Lass es sein....kann Walzer sein oder das große Lachen. Es ist eben das, was gut tut. Die banale Frage, warum das Banale oft das Beste ist. Keiner, der Antwort liefert. Keiner, der die großen Worte weiß. Nur, der Seelenstreichler, der dich von Zeit zu Zeit daran erinnert.
Kannst dir Zeit nehmen, dich rückwärts rollen zu lassen. Unbändig über die Wiese zu laufen. die Hand des Menschen zu nehmen, den du liebst.
Hörst du wie der Seelenstreichler dazu klatscht?
Doch er weint auch. Weint, wenn du gehst. Wenn all sein streicheln umsonst war. Wenn du dich entscheidest, dass du jetzt gehst.
Aber du kannst sicher sein, dass er auch dann bei dir bleibt. den schönsten Bass auflegt... und dich streichelt bis du ihn bittest zu gehen.
Ohne dich.... schaumkrone all diese Worte so leer im Raum bedeuten nichts außer großer Bedeutungslosigkeit weil nie jemand die Ohren spitzt weil kein Schrei so laut sein kann dass er das durchdringen mag was nicht durchdrungen werden will. dass du das größte für mich bist... und dann stehst du da. ganz nackt so nackt, dass es wehtut. und...kannst nur schallend lachend über die Scham, die dir zuteil geworden ist. Nee, jetzt tuts nicht mehr weh. hast die Träne in deinem Auge. Herunterschlucken: sinnlos. Hab dich Fluss auf und Fluss abwärts gesucht. Warst mein Junimond.
Der Jugendclub bietet mir die Möglichkeit Kinder und Jugendlichre bei außerschulischen Aktivitäten zu beobachten. Aber genau genommen bietet er noch mehr. Bedingt durch die Tatsache, dass viele Schützlinge regelmäßig dort einkehren hat man bei einigen die Möglichkeit genauer hinzusehen und genauer zu hinterfragen. Bei einigen Kindern, die im „Pablo“ ein und ausgehen ist Chris, ein weiterer freier Mitarbeiter mit sozialpädagogischem Hintergrund, in den Familien tätig – so wie bei den Zwillingen mit den Engelsgesichtern Marten und Malte (11). Einer der beiden hat eine große Narbe am Schienbein. Ich frage nach der Ursache. Beim Versteckspiel habe ihn der andere Bruder ihm die Glastür vor der Nase zugeschlagen. Die Narbe ist also das Resultat dieses Spiels. Er wolle noch mehr von diesen Narben. Narben sein cool, das erzählt er mir, während er sich den Schorf abpult.
Chris ist in dieser Familie tätig, weil die Mutter mit den beiden überfordert ist. Im Jugendclub nehmen die beiden ebenfalls kein Blatt vor den Mund. Schule ist ihnen relativ egal. Geschwänzt haben sie schon des Öfteren. Am liebsten verbringen sie ihre Zeit vor dem Rechner. Dort schreiben sie auf einer virtuellen Plattform Nachrichten. Für jede verfasste Nachricht, die oft nicht mehr als das Wort „OK“ enthält bekommen sie so genannte „Taler“. Und für „Taler“ kann man „Smileypakete“ kaufen. An meinem ersten Tag habe ich Wolfgang gefragt, ob eine Hausaufgabenbetreuung im Jugendclub angeboten wird. Er meinte, dass danach in den seltensten Fällen verlangt wird. Langsam beginne ich zu verstehen warum das der Fall ist.
Schule und alles was damit zusammenhängt, spielt bei den Kids im „Pablo“ eine untergeordnete Rolle. Diese Beobachtung kann ich auch bei Jenny machen. Jenny ist 15 Jahre alt und besucht die achte Klasse einer Gesamtschule. Eigentlich müsste sie wiederholt sitzen bleiben, denn es findet sich dreimal die Note fünf auf ihrem Zeugnis. Sie wird trotzdem in die neunte Klasse aufrücken, erzählt sie mir. Sie erzählt mir, dass sie eigentlich Ärztin für Kinderheilkunde werden wollte, aber ihre Noten seien dafür nicht ausreichend. Was sie stattdessen mit ihrem Leben plant, wird in unsrem Gespräch nicht wirklich deutlich. Für Jenny ist Tanzen das Wichtigste im Leben. Sie ist Mitglied der Hip Hop Gruppe „Instyle“. Bei eben jener Tätigkeit wirkt sie konzentriert und zielstrebig. Hier kann sie sich profilieren und wird ernst genommen
Sie fragt mich immer wieder verwundert, ob ich wirklich Lehrer werden möchte. Sie kann meinen Berufswunsch nicht im Geringsten nachvollziehen, denn das Verhältnis zu ihren Lehrern ist schlecht. Was erzählt man solchen Jugendlichen? Lernen ist toll? Ich versuche ihr zu sagen, dass Bildung einem einfach einen guten Weg ins spätere Leben ebenen kann. Ich glaube, ich bleibe bis zum Schluss befremdlich für sie.
Die Aufgaben sind relativ klar verteilt: Howie kocht, Tina tanzt und Wolfgang administratiert. So einfach und klar ist die Aufgabenverteilung im Jugendclub „Pablo Neruda“ dann natürlich auf den zweiten Blick doch nicht, aber es lässt sich als ein guter Ansatzpunkt beschreiben. Eine Tätigkeit ist allen drei Hauptverantwortlichen gemein. Sie kümmern sich – jeder auf seine ganz eigene Art und Weise - um die Jugendlichen, die Kinder und die, die eigentlich schon erwachsen sein wollen im Jugendclub „Pablo Neruda“.
Kapitel 1: Aller Anfang ist schwer
An meinem ersten Arbeitstag wurde ich um 12.30 Uhr zum Jugendclub bestellt. Erwartungen hatte ich keine an dieses Praktikum. Ich hatte in meinem Leben noch nie einen Jugendclub betreten. Was war das Aufgabenfeld eines Betreuers? Welche Kinder nahmen die die Angebote dort wahr? Welche Angebote wurden überhaupt unterbreitet? Das alles waren Fragen, die ich mir stellte, an diesem, meinem ersten Tag. Nachdem mir drei freundliche Herren erklärt hatten, nicht hauptverantwortlich für den Club zu sein, musste ich bis 15 Uhr meine Lektion in Sachen Geduld lernen. „Am besten alle Wertsachen zu Hause lassen“, das waren die Worte, die mir Wolfgang, der sich für mich verantwortlich fühlte, als erstes mit auf den Weg gab. Im Grunde ist dieser Ratschlag nicht weiter verwunderlich, wenn man genauer hinsieht. Im Club halten sich hauptsächlich Kinder aus sozial schwächeren Häusern auf, für die oftmals jeglicher Wertgegenstand, der offen herumliegt eine Versuchung darstellt, der man sie besser nicht aussetzen sollte. Des Weiteren leisten zur Zeit meines Praktikums zwei junge Männer ihre Sozialstunden ab. Auch dieser Umstand wirkt für mich erstmal nicht sonderlich Vertrauen erweckend. Wolfgang nimmt sich sehr viel Zeit für mich an meinem ersten Tag. Doch nicht nur an meinem ersten Tag. Er nimmt sich jeden Tag Zeit, sowie alle Mitarbeiter des Clubs. Ich werde nicht müde zu fragen und sie werden nicht müde mir zu antworten. Er erzählt mir Geschichten aus der offenen Kinder und Jugendarbeit wie sie im „Pablo Neruda“ praktiziert wird. Geschichten, die erschüttern, über Kinder die bedingt durch ihr soziales Umfeld viel zu schnell erwachsen werden. Erwachsen, aber nicht motiviert. Erwachsen und manchmal kleinkriminell. Kinder und Jugendliche deren Wortschatz einen so reichen Fundus an Fäkalsprache umfasst, dass man sich die Hände vor dem Gesicht schlagen möchte.
Das ist eine „Welt“, die mir bislang nicht in dieser Form begegnet ist und so auch nicht bekannt war, vor der man aber auch nicht mit dem Satz „Ich werde mal Gymnasiallehrer, da tangieren mich solche Probleme nicht“, die Augen verschließen sollte.
Ein Wunder, dass ich über den Mann, dem ich meine erste Examensarbeit gewidmet habe, noch nie etwas geschrieben habe.
Aber jetzt, jetzt ist es soweit. Ellis Paul hat ein neues (fantastisches) Album herausgeberacht. Ich empfehle es jedem, sich die Titel unter www.ellispaul.com einfach mal anzuhören. Vollkommen kostenlos, aber vollkommen gut.
Und wer bist du? Kurze Blicke, kurzer Smalltalk. Wieder eine von denen, die eine große Karriere im Auge hatten. Schon zu tausenden gesehen.
Dann wiedergesehen, nach Jahren. Erste Telefonate,viel Lachen - Sprüche ohne Ende. Da gab's kein krummnehmen, kein verbiegen wollen. Da gab es Spaß... und viele gute Gespräche, Tage im PC- Pool und Spaziergänge durch die Nacht.
Du warst meine ewige Sonne. Die jeden Tag aufgegangen ist, auf die man zählen konnte. Immer Jederzeit Ohne Kompromisse.
Dann hat es dich verschlagen ans andere Ende der Welt. Du hast so sehr gefehlt, dass ich oft unfähig war, es auszudrücken.
Du bist: Sonnenschein und Trauerweide. Schmusesong und Tanzkatze. Powergirl und erste allgemeine Verunsicherung.
Die Koffer kaum ausgepackt, sitzt man in der neuen Bleibe. Das hier ist alles neu. Das hier ist alles kompliziert. Es gilt die Wände zu verzieren, sich einzuleben, so zu tun, als wäre man zu Hause. Welch wunderbare, geisteskranke Vorstellung. Als könne man das, was man sich so mühevoll aufgebaut hat, einfach so in einen Koffer stecken. Als machte es keinen Unterschied, ob die Menschen, die einen oft so tatkräftig stützten, jetzt am andere Ende der Welt zu seien scheinen. Die Koffer bleiben irgendwie unausgepackt.
Man verlässt diese neue Bleibe, trifft die neuen Menschen, die zu diesem neuen Abschnitt gehören, und möchte zurücklaufen, in die Wände, die noch nicht verziert sind. Wie soll man sprechen, wie kann man sprechen, zu Menschen, die einen nicht kennen? Die einen schwerlich kennen wollen?!
Diese alberne Halboffenbarung beginnt. Es lohnt sich nicht, nur ein weiteres Wort darüber zu verlieren. Es ist zu erbärmlich.
Doch irgendwann hängen tatsächlich Verzierungen an den Wänden und das ehrliche Lachen findet seinen Weg. Ich heiße... Ich mag... Ich mag nicht... und immer noch die Frage: Passt man?
Alles in allem: ein Kraftaufwand, bei dem man oft an die Grenzen der Vorstellungskraft stöst.
Und dann, der Tag, an dem man wirklich angekommen ist.... dann ist es auch schon wieder Zeit, die Koffer zu packen.
Montag, 1. März 2010
"Belastet mich bitte nicht täglich mit eurer Unwissenheit oder schrecklicher: mit eurem Unwillen zum Lernen."
Ein passender Titel zu diesem Post: ich werde dich später korrigieren, weil meine Vorbereitung für den morgigen Tag noch nicht abgeschlossen ist. Oder:...ach da fehlen einem doch die Worte.
Kleist, der ewige Kleist. In den Weihnachtsferien ganz brav gelesen habe ich das Erdbeben von/in (ich vergesse das immer)Chili. Tragisch, blickt man auf dieses Wochenende zurück. Gequält habe ich mich. Zeile für Zeile habe ich diesen Kleist verflucht. Ihn gefragt wofür er sich hält. Die Interpretation für Schüler noch vor der eigentlichen Lektüre verschlungen. Unterrichten sollte ich diese Novelle. Super. Wenns sonst nichts ist..... Aber nein, nachdem man sich vollkommen auf etwas einschießt, kommt es doch anders als man denkt.
Die Marquise von O. wird mein Thema sein. Kennt das jemand? Kennt meistens niemand. Oder er tut nur so. Hätte er oder sie mal was von gehört. Könne er oder sie aber auch nicht viel zu sagen.
Ja, so geht es mir auch. Woche um Woche habe ich nun Albträume von dieser Geschichte. Lese Interpretation um Interpretation um noch schlauer zu werden...Manchmal wundere ich mich, was Leute alles so in diese Novelle hineinlesen. Aber gut, wenn es sein muss, dann akzeptiere ich das.
Nach den ersten Stunden in diesem völlig desinteressierten,teilnahmslosen Kurs wird schnell klar: da kann ich strampeln wie ich will: Das Ding wird nie jemand lesen. Niemand wird die Hausaufgaben machen, die ich aufgebe. Und das, nachdem ich mich nun so schlau fühle.
Und so sitze ich am späten Abend und versuche das beste aus mir, aus dem Stoff und aus allem herauszuholen, was geht. Zumindestens gefällt das dann einer Person: meiner Fachleiterin.......